Das Klima in der Krise: Wie fossile Brennstoffe die menschliche und planetare Gesundheit beeinträchtigen

Die Klimaerw?rmung bedroht die Gesundheit von Mensch und Erde. Die Forschung weist darauf hin, dass unsere Abh?ngigkeit von fossilen Brennstoffen in erster Linie zu den menschgemachten Klimaextremen beitr?gt – von Dürren bis hin zu Starkregen und ?berschwemmungen. Waldbr?nde, Luft- und Umweltverschmutzung beeintr?chtigen Gemeinden auf der ganzen Welt. Strategien und Massnahmen zur Minderung von Klimafolgen sind eine gemeinsame, globale Verantwortung.

von Marianne Lucien
Credit: NASA images by Norman Kuring / Josef Kuster / ETH Zürich

Ein Bruchteil eines Grades globale Erw?rmung mag unbedeutend klingen, reicht aber tats?chlich aus, um ?kosysteme, die menschliche Gesundheit und die Gesellschaft dauerhaft zu beeintr?chtigen. Gemeinden auf der ganzen Welt erleben bereits verheerende Folgen von Klimaextremen, von Dürren und katastrophalen Regenf?llen und anschliessenden ?berschwemmungen bis hin zu h?ufigeren Waldbr?nden und steigenden Gesundheitskrisen durch Hitzeextreme. Kunststoffe sind eine weitere Bedrohung für die Gesundheit von Mensch und Umwelt, die ebenfalls auf die Nutzung fossiler Brennstoffe zurückgeht.

Drei führende Forscher:innen – eine Klimawissenschaftlerin, eine auf Lungengesundheit spezialisierter Mediziner und ein Wissenschaftler für globale ?ffentliche Politik - geben ihre Einblicke. Sie betonen, dass selbst mildernde L?sungen an der Basis Einfluss auf die globale Klimagovernance und -politik haben k?nnen.

Wie sich Klimaextreme entwickeln

?Extreme Trockenheit und starke Regenf?lle sind eindeutige Symptome für ein Klima in der Krise?, warnt Sonia Seneviratne, Professorin für Land-Klima-Dynamik an der ETH Zürich und gew?hlte Vizepr?sidentin des Zwischenstaatlichen Ausschusses für Klima?nderungen (IPCC).

Seneviratne beschreibt die zunehmende Unbest?ndigkeit des Wasserkreislaufs: Steigende Temperaturen beschleunigen die Verdunstung, trocknen B?den und Vegetation aus, verst?rken Dürrezust?nde und verringern die F?higkeit der Pflanzen, CO2 aufzunehmen. Gleichzeitig speichert eine w?rmere Atmosph?re mehr Feuchtigkeit – etwa sieben Prozent mehr pro Grad Celsius Anstieg – was zu selteneren, aber intensiveren Regenf?llen führt. Infolgedessen kommt es in vielen Regionen zu l?ngeren Trockenperioden, gefolgt von verheerenden Starkniederschl?gen und ?berschwemmungen.

Die Folgen sind gravierend: Dürren führen zu Wasserknappheit, legen die Landwirtschaft lahm und erh?hen die Gefahr von Waldbr?nden. Umgekehrt führen extreme Regenereignisse zu t?dlichen Sturzfluten. Im vergangenen Herbst verloren in Valencia, Spanien, über 230 Menschen ihr Leben. Die wirtschaftlichen und sozialen Folgen der ?berschwemmungen gingen weit über die lokalen Gemeinden hinaus und unterbrachen die Lieferketten in mehreren L?ndern.

?Ich sehe es als unsere gemeinsame Pflicht, wirksame Massnahmen zu ergreifen, um die sich versch?rfende Klimakrise abzumildern?, sagt Seneviratne. Ein frühzeitiges Verbot von Benzinautos oder ?lheizungen und der Ersatz fossiler Brennstoffe durch erneuerbare Energien wie Solar-, Wind- und Wasserkraft k?nnten helfen, die globale Erw?rmung deutlich zu verlangsamen.

Rauch sch?digt den ganzen K?rper

Abgesehen von den unmittelbaren Zerst?rungen stellen klimabedingte Katastrophen eine grosse Gefahr für die menschliche Gesundheit dar. Die Waldbr?nde in Kalifornien und Kanada haben dazu geführt, dass Rauch und Feinstaub auch Tausende von Kilometern entfernt die Luft verschmutzen.

?Waldbr?nde und die Verbrennung fossiler Brennstoffe setzen mikroskopisch kleine Schadstoffe frei, die nicht nur die Lungen sch?digen, sondern Immunreaktionen ausl?sen, die den gesamten K?rper betreffen?, erkl?rt Mary Berlik Rice, MD und Direktorin des Center for Climate, Health, and the Global Environment an der Harvard T.H. Chan School of Public Health.

Gem?ss Weltgesundheitsorganisation (WHO) gibt es kein sicheres Mass für die Belastung durch Feinstaub. Jahrzehntelanges Einatmen von Schadstoffen tr?gt zu Erkrankungen der Atemwege, Bluthochdruck, Schlaganf?llen, Diabetes, neurologischen St?rungen und sogar psychischen Erkrankungen bei. Dr. Rice vergleicht die Abh?ngigkeit von fossilen Brennstoffen mit der Tabakabh?ngigkeit – beide sind mit schwerwiegenden gesundheitlichen Folgen verbunden.

Ihre Empfehlungen? Eine schnelle Abkehr von fossilen Brennstoffen und Investitionen in Gemeinden, die am st?rksten vom Klimawandel und der Umweltverschmutzung betroffen sind. ?Es besteht ein dringender Bedarf an Massnahmen zur Verringerung des Waldbrandrisikos, zur Vorbereitung auf künftige Waldbr?nde und zur Entwicklung von Leitlinien für die ?ffentliche Gesundheit, um Gesundheitsrisiken zu minimieren", sagt Rice.

Plastikverschmutzung inspiriert globales Abkommen

Der weit verbreitete Einsatz von Kunststoffen in unserem Alltag untergr?bt die weltweiten Bemühungen, fossile Brennstoffe einzud?mmen. Erd?l, Erdgas und Kohle sind die Hauptquelle für CO2-Emissionen, die den menschgemachten Klimawandel verursachen. Fossile Brennstoffe sind auch die Hauptquelle von Rohstoffen für die Kunststoffproduktion, die ebenfalls zum Klimawandel beitr?gt und dazu führt, dass Schadstoffe bis 1.000 Jahre in der Umwelt verbleiben. Inzwischen finden sich Mikroplastikfragmente in unseren Blutbahnen und in unseren Gehirnen.

?Plastik wurde ursprünglich als nachhaltige Alternative zu Elfenbein und Schildkr?tenpanzern erfunden, doch heute ist es eine der gr?ssten Umweltbedrohungen?, sagt Maria Ivanova, Direktorin der School of Public Policy and Urban Affairs an der Northeastern University.

Ivanova schl?gt vor, den Fokus von unserem Kohlenstoff-Fussabdruck auf den potenziell positiven Einfluss unseres Handabdrucks zu verlagern – einen praktischen Ansatz zur Bew?ltigung von Umweltproblemen einschliesslich fossiler Brennstoffe und Plastikverschmutzung.

Ivanova verweist auf Ruanda, das von der Fl?che her mit dem US-Bundesstaat Massachusetts vergleichbar ist. Das Land hat Einwegkunststoffe verboten, seine Wirtschaft umgestaltet und spielt bei den laufenden Verhandlungen der Vereinten Nationen über ein globales Plastikabkommen eine Vorreiterrolle. Ruanda beweist, dass auch kleine Staaten und Gemeinden globale Umweltmassnahmen vorantreiben k?nnen.

Klimaforschung unterstützt Politik

Angesichts der zunehmenden H?ufigkeit und Schwere von Klimaextremen ist Forschung entscheidend für die Entwicklung von politischen Strategien und Massnahmen. Durch immer feinere Klimamodelle, bessere ?berwachung der ?ffentlichen Gesundheit und die F?rderung von Nachhaltigkeitsinitiativen stellen Forschende den politischen Entscheidungstr?ger: innen und der ?ffentlichkeit die notwendigen Instrumente zur Verfügung, um die dringendsten klimatischen Herausforderungen der Welt zu bew?ltigen.

Weitere Informationen

Sonia Seneviratne, ETH Zürich, Mary Berlik Rice, Harvard, und Maria Ivanova, Northeastern, werden w?hrend der Jahrestagung der American Association for the Advancement of Science (AAAS 2025) in Boston am 14. Februar 2025 um 10:00 Uhr in einer wissenschaftlichen Sitzung sprechen und an einer von Justin Worland, TIME Magazine, moderierten Diskussionsrunde teilnehmen

Weitere Informationen über die AAAS-Session, die gemeinsam mit der ETH Zürich, Swissnex und dem Wissenschaftsbüro der Schweizerischen Botschaft in den Vereinigten Staaten organisiert wurde

externe Seite Climate Extremes: Global, Health, and Community Impacts

Weitere Informationen zu den Referenten und ihrer Forschung sowie Details zur Pr?senz der ETH Zürich in Boston 

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